Was wird aus dem Stein?

Fraktionsvorsitzende Frau Schellmann zur Frage: "Soll der Gedenkstein der 110. ID vorübergehend verhüllt werden?"
"Ich gebe zu, ich war hin und her gerissen in dieser Frage. Wie konnten wir zum Ausdruck bringen, daß wir die Problematik dieses Gedenksteins durchaus erkannt haben, der lediglich die Seite der Gefallenen und die Trauer um sie berücksichtigte, aber das unendliche Leid der Opfer völlig ausblendete. Ganz gewiß hat bei der Errichtung des Denkmals diese Sicht auf die Opfer überhaupt keine Rolle gespielt, aber im Laufe der Zeit hat bei uns ein Paradigmenwechsel des Gedenkens stattgefunden, wie man ihn auch bei der jährlichen Begehung des Volkstrauertages seit Jahren eindeutig feststellen konnte und immer noch kann.
Denkmäler fordern uns heute zum Denken, zum Nachdenken über Ursache und Wirkung der geschichtlichen Entwicklung auf. Sie sind eher Mahnmale geworden, verlangen von uns die Multipolarität der Kriege zu beachten und die Einseitigkeit unserer früheren Einstellung und Betrachtungsweise aufzugeben. Insoweit fordert dieses Denkmal von uns den bewußten Blick auch auf das Leiden der Opfer und Überlebende, die von unserem Land mit einem Angriffs- und Vernichtungskrieg überzogen wurden, das sie mit seinem Rassenwahn als sog. Untermenschen erniedrigte, sie verschleppte und unter unmenschlichen Bedingungen gefangen hielt und damit dem Tod aussetzte oder sie mordete. Diese andere Seite des Krieges, an die der Gedenkstein von seinem Wortlaut und Symbolik her nicht erinnert, mit in den Blick zu nehmen ist unsere Aufgabe. Und dieser Aufgabe wollten wir uns in dem von uns allen gemeinsam beschlossenen“ Lüneburger Forum Erinnerungskultur“ stellen.
Warum das Denkmal in der Zwischenzeit bis zu der Entscheidung nicht verhüllen, wie es die Grünen mit ihrem Antrag , aber auch andere, fordern? In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich daran, daß wir so etwas Ähnliches schon mal gemacht haben, mit dem Denkmal der Legion Condor und siehe da, nachdem wir dieses aus dem öffentlichen Raum genommen hatten, hatten wir keine Diskussionen, keine Schmierereien mehr, endlich Ruhe! Kaum einer kam für Jahre mehr auf dieses Thema zu sprechen. Es gab keinen Druck mehr von Außen, nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn!
Aber wäre das wirklich richtig? Wir von der FDP sind heute überzeugt davon, daß es falsch wäre das Denkmal zu verhüllen! Es muß ein Stolperstein, ein Stein des Anstoßes bleiben, der uns veranlaßt, so zügig wie möglich diesen Prozeß aufzunehmen, an dem nicht nur wir im Rat, sondern ein großer Teil der Bürgerschaft und Institutionen Lüneburgs unter externer wissenschaftlicher Begleitung teilnehmen kann. Das geht nicht, wenn wir das Denkmal aus unserem Blick entfernen, das Denkmal uns nicht mehr mahnt und uns auch nicht mehr unter Zugzwang setzt. Viele Bürger unserer Stadt, die heute schon diese Auseinandersetzung nicht begreifen, würden ohne Konfrontation mit dem Stein nicht verstehen können worum es uns mit dem Forum Erinnerungskultur eigentlich geht.
Allerdings ist dieses unsere FDP Meinung und ich respektiere auch andere Ansichten. Ich halte allerdings nichts davon, mich von Anfang an einer einzigen Auffassung des Gedenkens, daß dieses nur so und nicht anders zu geschehen habe, zu unterwerfen, denn es gibt kein Dogma des Gedenkens.
Wenn es uns am Ende dieses Prozesses gelingen sollte, auch dieser anderen Seite des Krieges und der Geschichte ohne Beschönigung zu gedenken und sie der Wahrheit entsprechend miteinzubeziehen, dann mag uns gelungen sein, was wir von einer aufgeklärten demokratischen Gesellschaft erwarten."

Fraktionsvorsitzende Frau Schellmann zur Frage: "Soll der Gedenkstein der 110. ID vorübergehend verhüllt werden?"
"Ich gebe zu, ich war hin und her gerissen in dieser Frage. Wie konnten wir zum Ausdruck bringen, daß wir die Problematik dieses Gedenksteins durchaus erkannt haben, der lediglich die Seite der Gefallenen und die Trauer um sie berücksichtigte, aber das unendliche Leid der Opfer völlig ausblendete. Ganz gewiß hat bei der Errichtung des Denkmals diese Sicht auf die Opfer überhaupt keine Rolle gespielt, aber im Laufe der Zeit hat bei uns ein Paradigmenwechsel des Gedenkens stattgefunden, wie man ihn auch bei der jährlichen Begehung des Volkstrauertages seit Jahren eindeutig feststellen konnte und immer noch kann.
Denkmäler fordern uns heute zum Denken, zum Nachdenken über Ursache und Wirkung der geschichtlichen Entwicklung auf. Sie sind eher Mahnmale geworden, verlangen von uns die Multipolarität der Kriege zu beachten und die Einseitigkeit unserer früheren Einstellung und Betrachtungsweise aufzugeben. Insoweit fordert dieses Denkmal von uns den bewußten Blick auch auf das Leiden der Opfer und Überlebende, die von unserem Land mit einem Angriffs- und Vernichtungskrieg überzogen wurden, das sie mit seinem Rassenwahn als sog. Untermenschen erniedrigte, sie verschleppte und unter unmenschlichen Bedingungen gefangen hielt und damit dem Tod aussetzte oder sie mordete. Diese andere Seite des Krieges, an die der Gedenkstein von seinem Wortlaut und Symbolik her nicht erinnert, mit in den Blick zu nehmen ist unsere Aufgabe. Und dieser Aufgabe wollten wir uns in dem von uns allen gemeinsam beschlossenen“ Lüneburger Forum Erinnerungskultur“ stellen.
Warum das Denkmal in der Zwischenzeit bis zu der Entscheidung nicht verhüllen, wie es die Grünen mit ihrem Antrag , aber auch andere, fordern? In diesem Zusammenhang erinnerte ich mich daran, daß wir so etwas Ähnliches schon mal gemacht haben, mit dem Denkmal der Legion Condor und siehe da, nachdem wir dieses aus dem öffentlichen Raum genommen hatten, hatten wir keine Diskussionen, keine Schmierereien mehr, endlich Ruhe! Kaum einer kam für Jahre mehr auf dieses Thema zu sprechen. Es gab keinen Druck mehr von Außen, nach dem Motto: Aus den Augen aus dem Sinn!
Aber wäre das wirklich richtig? Wir von der FDP sind heute überzeugt davon, daß es falsch wäre das Denkmal zu verhüllen! Es muß ein Stolperstein, ein Stein des Anstoßes bleiben, der uns veranlaßt, so zügig wie möglich diesen Prozeß aufzunehmen, an dem nicht nur wir im Rat, sondern ein großer Teil der Bürgerschaft und Institutionen Lüneburgs unter externer wissenschaftlicher Begleitung teilnehmen kann. Das geht nicht, wenn wir das Denkmal aus unserem Blick entfernen, das Denkmal uns nicht mehr mahnt und uns auch nicht mehr unter Zugzwang setzt. Viele Bürger unserer Stadt, die heute schon diese Auseinandersetzung nicht begreifen, würden ohne Konfrontation mit dem Stein nicht verstehen können worum es uns mit dem Forum Erinnerungskultur eigentlich geht.
Allerdings ist dieses unsere FDP Meinung und ich respektiere auch andere Ansichten. Ich halte allerdings nichts davon, mich von Anfang an einer einzigen Auffassung des Gedenkens, daß dieses nur so und nicht anders zu geschehen habe, zu unterwerfen, denn es gibt kein Dogma des Gedenkens.
Wenn es uns am Ende dieses Prozesses gelingen sollte, auch dieser anderen Seite des Krieges und der Geschichte ohne Beschönigung zu gedenken und sie der Wahrheit entsprechend miteinzubeziehen, dann mag uns gelungen sein, was wir von einer aufgeklärten demokratischen Gesellschaft erwarten."
Kommentar schreiben